Erfolgreiche Projekte in der Kinder- und Jugendstadt, aber für Kinderbetreuung fehlt weiter das Geld

Erfolgreiche Projekte in der Kinder- und Jugendstadt, aber für Kinderbetreuung fehlt weiter das Geld

Kinder und Jugendliche haben in den Jahren der Covid-Pandemie auf vieles verzichten müssen, einiges wirkt bis heute nach. Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt Graz unter dem Titel „Kinder und Jugendstadt“ für die Jahre 2022- 2027 einem entsprechenden Kinder- und Jugend-Schwerpunkt verschrieben. Insgesamt stehen bis zum ersten Halbjahr 2027 1,5 Mio. Euro zur Verfügung. Obwohl die Zwischenbilanz positiv ausfällt, warnt der zuständige Stadtrat: All diese Projekte sind nichts wert, wenn im Gegenzug beim wichtigen Thema Kinderbetreuung gespart wird.

„Junge Menschen mussten während der Pandemie auf einiges verzichten. Ihre Lebenswelt wurde in vielen Bereichen eingeschränkt. Dem entgegen steht die Kinder- und Jugendstadt unter dem Motto ‚Meine Stadt – Graz für Kinder und Jugendliche‘. Wir wollen ein klares Zeichen für die jungen Grazerinnen und Grazer setzen – Ihr und eure Meinung seid uns wichtig. Wir nehmen euch ernst und setzen um, was ihr euch wünscht“, erklärt Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner. Eine erste Zwischenbilanz zeigt, dass genau das passiert ist. Ausgangspunkt für den Schwerpunkt waren zwei breit angelegte Befragungen, um herauszufinden, was sich junge Menschen in Graz wünschen.

  1. Im Jahr 2022: “Sommer des Zuhörens – Schalt auf Laut“ – knapp 1.200 Teilnehmer:innen zwischen 4 und 12 Jahren
  2. Im Jahr 2023: „LASS HÖREN“ – knapp 1.800 Teilnehmer:innen (davon 1.600 auswertbar) zwischen 14 und 18 Jahren. Es war auch die größte Jugendbefragung, die es in der Geschichte der Stadt Graz jemals gab.

Die Ergebnisse der beiden Befragungen „Sommer des Zuhörens“ und „LASS HÖREN“ sind für alle Umsetzungen in der Kinder- und Jugendstadt eine wichtige Orientierung und Richtschnur. Im Wesentlichen lassen sich die wesentlichsten Wünsche auf folgende Bereiche und Umsetzungen zusammenfassen:

Es wurden mehr Freizeitangebote gefordert, daher haben wir umgesetzt:

  • Seit April 2024 gibt es das neue Youth Clubbing im Jugend- und Kulturzentrum Explosiv, exklusiv für Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren. Die Partyveranstaltung ohne Alkohol, Tabak oder anderen Drogen, dafür aber mit jeder Menge guter Musik, geht nach der Sommerpause wieder regelmäßig weiter. Die Termine bis Ende des Jahres: 27. September, 25. Oktober, 15. November, 20. Dezember immer 17.30 bis 20.30 Uhr
  • Die Summer Movies auf der Murinsel. Montag ist Jugendfilm-Tag im Open-Air Kino auf der Murinsel. Der Eintritt ist frei.
  • Dem Wunsch nach Event-Charakter sind wir heuer schon mit 20 Wildcards für die Teilnahme am KLZ Gaming Cup und 40 Eintrittskarten für das große Finale des Turniers nachgekommen.
  • Außerdem haben wir Freikarten für das SMASH-Festival, ein Kunstfestival am Schlossberg verlost.

 

Es gab den Wunsch nach mehr Sport, daher haben wir umgesetzt:

  • Im Sommer 2023 knapp 100 Wakeboardkurse am Schwarzlsee für nur 10€.
  • Ein wandernder Pumptrack ist in den Sommermonaten 2024 in verschiedenen Bezirken unterwegs. Gestartet hat die Aktion im Bezirk Straßgang, wanderte dann nach Eggenberg zum Bezirkssportplatz St. Vinzenz und ist seit dem 22. Juli in Mariatrost am Parkplatz des Eislaufteichs zu finden.
  • Für die Saison 2023/24 haben wir insgesamt 600 Zuseher-Jahreskarten für die Sportvereine UBSC Graz, UVC Graz und HSG Graz unter Jugendlichen verlost.
  • Am 06.07.2024 und 07.07.2024 fand im Sportbad Auster die Wasserchallenge mit rund 420 Kindern und Jugendlichen statt.
  • In den Sommerferien 2023 und 2024 wurden im Rahmen von „Schwimmen rettet Leben“ je 300 Schwimmkursplätze für Kinder zwischen 4 und 6 Jahren ermöglicht.
  • Zum Thema Badesicherheit wurden im Sommer 2023 4 Badesicherheitsshows von Badeclownin Popolina und im Sommer 2024 4 Badesicherheitsschows der Schwimmschule Blue Circus angeboten.

Es wurde mehr Information und Austausch zu wichtigen Jugendthemen gewünscht, daher wurde umgesetzt:

  • Eine niederschwellige Videoreihe zum Thema mentale Gesundheit auf dem Instagramkanal @junge_stadtgraz (mit dem Psychotherapeuten Lukas Wagner)
  • Eine niederschwellige Videoreihe zum Thema Sexualität auf dem Instagramkanal @junge_stadtgraz (in Kooperation mit lil* Zentrum für sexuelle Bildung, Kommunikation und Gesundheitsförderung)
  • Eine niederschwellige Videoreihe zum Thema Frauengesundheit auf dem Instagramkanal @junge_stadtgraz (in Kooperation mit dem Frauengesundheitszentrum)
  • Eine niederschwellige Videoreihe zum Thema Gaming und dessen Folgen auf dem Instagramkanal @kleinezeitungnext (im Rahmen der Kooperation zu KLZ Gaming Cup)

Es wurde mehr Einsatz für Natur und Klimaschutz gewünscht, daher wurde umgesetzt:

  • Das Ferienprogramm “Geschichten aus dem Stadtpark“ in Kooperation mit dem Natur-Erlebnis-Park.

 

Es wurden Möglichkeiten der Partizipation gewünscht, daher wurde umgesetzt:

  • Im Rahmen des ProAct Jugendgemeinderat wurde ein weiteres Projekt mit 5.000€ unterstützt.
  • Der Instagram Kanal @junge_stadtgraz bietet derzeit mehr als 1.400 Follower:innen die Möglichkeit niederschwellig ihre Anliegen an die Stadt Graz mitzuteilen und gehört zu werden.
  • Der Talk im Amt, bei dem Volksschulklassen aus Graz das Amt für Jugend und Familie besuchen, die verschiedenen Bereiche des Amtes und ihre Mitarbeiter:innen kennenlernen und ihre Fragen offen stellen können. (6 Termine 2024)
  • Diverse Projekte am Abenteuerspielplatz (Wandzeitung, Abenteuerspielplatzkinder haben was zu sagen – der Kinderrat am ASP, Einfälle statt Abfälle) im Frühjahr und Sommer 2024.
  • Zwei Geschichtenbäume im Rahmen des Storytelling-Festivals anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des „UNICEF – Tag der Familie“, bei dem Familien mitteilen konnten, was sie mit Familie verbinden.

Die Kinder wünschten sich mehr Spielmöglichkeiten, daher wurde umgesetzt.

  • Die Spielstraße Prankergasse mit 5 Veranstaltungen im Sommer 2023 und geplanten 6 Veranstaltungen im Sommer 2024 mit durchschnittlich 50 spielenden Kindern.
  • Der Winterspielraum im Graz Museum Schlossberg, den an 32 Öffnungstagen im Winter und Frühjahr 2024 1.363 Kinder mit 1.165 Begleitpersonen besuchten.

Im Rahmen der Kinder- und Jugendstadt soll aufgrund der Inflation und der hohen Energiepreise eine finanzielle Entlastung von sozial schwachen Familien stattfinden, daher wurde umgesetzt:

  • Die Kindergeburtstagsaktion 2023, bei der alle Kinder, deren Eltern eine SocialCard besitzen, zu ihrem 7. Geburtstag eine Geburtstagsfeier in Anspruch nehmen konnten (Geburtstag am Schlossberg, Geburtstag am Abenteuerspielplatz, Geburtstag am Pferdehof, …)
  • Die Kindergeburtstagsaktion 2024, bei der alle Kinder, deren Eltern eine SocialCard besitzen, zu ihrem 7. Geburtstag ein „Geburtstagssackerl“ geschenkt bekommen, mit einer Spielesammlung und 30€ GrazGutscheine (Stand Juli 2024: ca. 130 abgeholte Sackerl).
  • Gutscheinerhöhung der Klein hat`s fein Gutscheine in der Höhe von 10€.

Blick aufs Wesentliche

Auch wenn Hohensinners Zwischenbilanz prinzipiell positiv auffällt, mahnt er von der aktuellen Rathaus-Koalition ein, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren: “All diese Aktionen und Projekte sind nichts wert, wenn im Gegenzug bei den großen Kinder- und Jugendthemen der Sparstift angesetzt wird. Die aktuellen Budgetvorgaben für Bildung, Jugend- und auch Sportamt sind eine Katastrophe und würden massive Einschnitte für die Grazerinnen und Grazer mit sich bringen. Während die Sozialbudgets in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet wurden und für grüne Prestigeprojekte im Verkehr immer Geld da ist, fehlt es nun bei wichtigen Themen wie der Kinderbetreuung.” Noch erschwerend kommt hinzu: Während Bund und Land über den Zukunftsfonds 18,7 Millionen Euro zusätzlich für die Kinderbetreuung überweisen, wird das Grazer Bildungsbudget sogar um 2 Millionen Euro gestutzt. Hohensinner fordert einmal mehr ein Umdenken von Kahr und Eber: „Ich habe vor dem Sommer einen großen Ausbauplan für die Kinderbetreuung vorgelegt. Dieser muss jetzt dringend umgesetzt werden. Jedes Jahr, in dem das nicht passiert, wirft uns bei den Kindergärtenplätzen weiter zurück. Ich stehe für eine Politik, die in Kindern Chancen und Potentiale sieht und nicht nur einen lästigen Kostenfaktor. Unter dieser Stadtregierung wird Politik am Rücken unserer Jüngsten gemacht. Ich bin überzeugt: Bei der Zukunft unserer Kinder darf nicht gespart werden!“