2019 2020 2021 2022
Betretungsverbote 104 156 207 216
Meldungen 945 1.010 1.051 1.116
Gefährdungsabklärungen 569 542 578 625
Besonders sticht die Zahl der Betretungsverbote hervor, bei denen Kinder (unmittelbar oder mittelbar) betroffen sind. Diese haben sich seit 2019 mehr als verdoppelt. Auch die Gefährdungsmeldungen haben sich um 18 Prozent erhöht.
Mut, familiäre Gewalt anzusprechen
Für Abteilungsleiterin Ingrid Krammer ist die Initiative ein wichtiges Vernetzungsprojekt des Amtes für Jugend und Familie: „Kinderschutz ist seit jeher eine der Kernaufgaben des Amtes für Jugend und Familie – ein gesetzlicher Auftrag, den wir nur im Verbund mit vielen Partnern erfüllen können. Ich denke dabei im Besonderen natürlich an die Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, die Polizei, Kinderschutz-Einrichtungen und viele andere.“ So wird auch die Mutmacher-Kampagne in Kooperation mit der Abteilung für Bildung und Integration durchgeführt. In den kommenden Wochen bekommen alle Grazer Kinder in den 3. Klassen Volksschule ihren ganz individuellen Mutmacher bzw. ihre Mutmacherin. Diese werden von den drei sozialökonomischen Betrieben tag.werk, Jugend am Werk und heidenspass produziert. Nachdem sie aus Stoffresten gefertigt werden, haben alle ein (beinahe) einzigartiges Aussehen. „Wir wollen ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Kindern setzen. Gleichzeitig war uns wichtig, dass die Mutmacher auch eine positive Bedeutung für die Kinder haben und ein liebevoller Begleiter für sie und ihre Familien sind“, erklärt Hohensinner, „Mut braucht man in vielen Situationen: Vor Schularbeiten, schwierigen Entscheidungen oder wenn es eben darum geht Dinge anzusprechen. Genau dann können sich die Kinder an ihre Mutmacher wenden.“
Mut zur gemeinsamen Verantwortung
Das Projekt wird seit seiner Einführung durch die Universität Graz evaluiert. Standen im ersten Jahr die Rückmeldungen der Direktor:innen und Lehrer:innen im Vordergrund, wurde im vergangenen Jahr ein neuer Schwerpunkt gesetzt. Erstmals wurde die Initiative aus Kindersicht evaluiert. „Die Einbindung und Mitgestaltung von Kindern und Jugendlichen ist mir sehr wichtig. So stellen wir sicher, dass wir so wichtige Projekte nicht über, sondern mit den Jüngsten in unserer Stadt planen“, so Hohensinner. Die Evaluierung wurde von Vizerektorin und Professorin für Elementarpädagogik Catherine Walter-Laager gemeinsam mit Karoline Rettenbacher an 4 Schulstandorten, mit insgesamt 123 Kindern aus 9 dritten Klassen durchgeführt. Im Zentrum standen die Fragen, welche Inhalte aus den pädagogischen Materialien umgesetzt werden und wie Informationen zum Thema Kinderschutz bei den Kindern nachhaltig verankert werden können. „Mich hat fasziniert, dass die Kinder dank dieses Projekts für ihre Gefühle nun Worte gefunden haben, denn nur dann können Kinder auch darüber sprechen. Insgesamt war ich von diesem Projekt in seiner Vielseitigkeit und der Herangehensweise wie auch dem Einbinden von so vielen Playern beeindruckt – so gelingen Schritte in diesem wichtigen und sensiblen Thema“, zieht Vizerektorin Catherine Walter-Laager Bilanz. Eine wesentliche Erkenntnis war die Stärkung der Rolle von Lehrerinnen und Lehrern. Durch die Kampagne werden diese noch mehr zu Bezugspersonen in Fragen des Kinderschutzes und nehmen eine wichtige Rolle neben den Eltern ein. „Kinderschutz ist eine Aufgabe, die man gemeinsam mit vielen Verantwortlichen denken und bearbeiten muss“, ist Ingrid Krammer, Abteilungsleiterin des Amtes für Jugend und Familie, überzeugt, „mit der Mutmacher-Initiative schaffen wir es, dieses Netzwerk nachhaltig zu stärken.“
Mut stärken
Ein positives Zeugnis stellt den Mutmachern auch die Direktorin der Volksschule Graz-Murfeld, Regina Hermann, aus: „Der Mutmacher hat vor einigen Jahren bei uns Einzug gehalten. Am Anfang waren wir zugegebener Maßen skeptisch, da die Thematik eine sehr sensible ist und wir uns nicht sicher waren, ob wir als Lehrpersonen da nicht in Bereiche eingreifen, die uns dann überfordern würden. Doch mit der Zeit wurden wir mutiger und setzen den kleinen Mutmacher jetzt offener und freier ein.“ Ein besonderer Vorteil der Kampagne ist für Hermann die allgemeine Auseinandersetzung mit dem Thema Mut: „Kinder von heute wirken nach außen häufig selbstbewusst, stark und sicher. Dadurch entsteht in vielen Bereichen oft eine Überforderung. Auch im emotionalen Bereich. Wirklich starke Kinder erkennen wir im täglichen Miteinander und vor allem in Konfliktsituationen. Und da ist die Persönlichkeitsbildung entscheidend, die uns in der Schule sehr wichtig ist. Wir setzen in diesem Schuljahr einen besonderen Schwerpunkt auf innere Stärken, eben wie den Mut. In jedem Monat widmen wir uns in den Klassen einer Stärke dieser Art. Der Monat März ist unser Mutmonat, der Mutmacher ist hier natürlich als wichtiger Bestandteil mit dabei.“
Mut, hinzuschauen
Die Mutmacher helfen also dabei, mit Kindern leichter ins Gespräch zu kommen, wenn es um Fragen familiärer Gewalt geht. Die Patronanz für diese Initiative haben die beiden Klinikvorstände, Universitätsprofessor Ernst Eber (Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde) und Universitätsprofessor Holger Till (Kinder- und Jugendchirurgie), gerne übernommen. Inhaltlich begleitet wird die Kampagne vom Kinderschutz-Zentrum Graz, stellvertretend für die Grazer Kinderschutz-Einrichtungen.
Alle Informationen auch unter: www.graz.at/mutmacher