Zusatztafeln für Straßennamen: Jetzt geht’s los!

Wer wissen möchte, wer die Namensgeberin des Maria-Cäsar-Parks oder wer Gabriel Seidl war, nach
dem eine Gasse in Graz benannt wurde, findet nun alle Informationen zur Person auf einer Zusatztafel,
die am 1. Februar aufgestellt wurde. 740 weitere Hinweisschilder werden folgen.

Eine, die sich gegen das Nazi-Regime stark gemacht hat und bis ins hohe Alter hinein nicht müde geworden
ist, für die heute so selbstverständlich erscheinenden Werte, wie Freiheit und Demokratie zu kämpfen, war
Maria Cäsar. Die bekannte österreichische Widerstandskämpferin lieh auch dem Maria-Cäsar-Park ihren
Namen. Dort fanden sich am Montag bei der ersten Montage der insgesamt 741 Zusatztafeln
Bürgermeister Siegfried Nagl, Bürgermeister Stellvertreter Mario Eustacchio, Wissenschaftlerin des Jahres
2019 und Leiterin des Ludwig Bolzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung Barbara Stelzl-Marx,
Institutsgründer und Historiker Stefan Karner, sowie VertreterInnen aus der Grazer Stadtverwaltung, ein.

Die Zusatztafeln geben den Grazer Straßennamen künftig ein Gesicht. „Es ist wichtig und richtig, dass der
mutige Einsatz von Maria Cäsar gegen die Gräueltaten des NS-Regimes nun auch im öffentlichen Raum
gewürdigt wird“, hob Bürgermeister Siegfried Nagl den Wert der Hinweisschilder für die Bevölkerung
hervor. „Dank der zusätzlichen Informationen schaffen wir ein Stück Geschichte im öffentlichen Raum und
alle können erkennen, welche historischen Persönlichkeiten durch die jeweilige Straßenbenennung geehrt
werden.“ Doch es gebe auch die anderen, die belasteten Namen. Durch das Aufzeigen der Taten der
jeweiligen Personen mache die Stadt deutlich, dass sie sich ihrer historischen Verantwortung voll bewusst
sei, so Nagl.

Bürgermeister Stellvertreter Mario Eustacchio: „Mir ist es wichtig, dass wir mit unserer Geschichte
verantwortungsvoll umgehen und nicht versuchen, diese auszulöschen. Als Stadt Graz erfüllen wir mit den
Zusatztafeln einen wichtigen Bildungsauftrag. Interessierte Bürger können sich in der Zukunft nun vor Ort
sowie online über die Namensgeber von Plätzen und Straßen informieren.“

Mehrjähriges Wissensprojekt
Die Texte für die Infotafeln wurden von der Universität Graz in Zusammenarbeit mit dem Ludwig
Bolzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung erstellt, die alle von der ExpertInnenkommission
Straßennamen (EKSN) überprüft und freigegeben werden.

Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Barbara Stelzl-Marx: „Straßennamen sind ein wichtiges Instrument von
Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Als materieller Gedächtnisspeicher verweisen sie auf die Zeit ihrer
Verleihung und zugleich auf den sich bis heute veränderten historischen Kontext. Beides wird durch die
Zusatztafeln beleuchtet und sichtbar gemacht. Die Tafeln sind – wie auch die Erinnerungstafel an das Lager
Liebenau im Maria-Cäsar-Park – ein Zeichen wider das Vergessen. Ich danke allen, die dieses wichtige
Projekt unterstützt und daran mitgewirkt haben.“

Univ. Prof. Dr. Stefan Karner: „Die Stadt Graz hat sich offensiv der Benennung der Straßennamen gestellt.
Die dazu eingerichtete ExpertInnenkommission hat an die 1.000 Straßennamen untersucht. Ich freue mich,
dass nun die ersten Zusatztafeln montiert werden. Es ist erfreulich, dass die Arbeit in einem sehr
konstruktiven Geist durchgeführt werden konnte und kann. Alle Bewertungen der Grazer Straßennamen
sind einstimmig erfolgt.“

Vorgehensweise
Die Zusatztafeln (unten die Info, welche bereits fertig sind und welche derzeit produziert werden) werden
von MitarbeiterInnen der Holding Graz laufend aufgestellt – zwei bei längeren Straßen, eine auf kleinen
Plätzen und in Parks. 90 Infoschilder pro Jahr sind geplant, bis 2028 soll das Wissensprojekt fertiggestellt
sein. Natürlich wird es auch für alle neu benannten, personenbezogenen Straßen dementsprechende
Hinweise geben. Farblich setzt man auf Einheitlichkeit, indem die Tafeln den Straßenschildern angepasst
sind: Weiß auf Grün bzw. Schwarz auf Weiß mit rotem Rand in der Welterbezone.
Auch im Online-Stadtplan des Stadtvermessungsamtes werden ab Mitte September erscheinen bei den
betreffenden Straßen detaillierte Informationen zu den NamensgeberInnen. Um den Bildungsauftrag auch
bei den Grazer Kindern und Jugendlichen zu erfüllen, wurden allen Schulbibliotheken der Grazer
Volksschulen, Neuen Mittelschulen und Gymnasien das Buch „Grazer Straßennamen“ von Karl A. Kubinzky
und Astrid Wentner zur Verfügung gestellt.

Diese 12 Infotafeln werden bis Mitte Februar aufgestellt:
 Maria-Cäsar-Park (Tafel Nr. 1, aufgestellt am 1. Februar)
 Grabbegasse
 Alfred-Coßmann-Gasse
 Arndtgasse
 Dr.-Anton-Weg
 Pertassekweg
 Ambrosigasse
 Dr.-Hanisch-Weg
 Dr. Lemisch-Straße
 Gabriel-Seidl-Gasse
 Hackhofergasse
 Janneckweg

Alle Informationen zum Projekt: www.graz.at/strassennamen

Fotocredit: Stadt Graz/Fischer